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Kochen 1894: Gasherd und die Dienstboten nach Henriette Davidis

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Wie es sich für einen Blog über Schreiben und Lesen von Büchern gehört, liebe ich alte Bücher. Vor allem aber liebe ich die Einblicke, die diese Bücher in das Leben anno dazumal gewähren.

Neulich stöberte ich mal wieder in der 1894-er Ausgabe (32. Auflage) des Henriette Davidis’ „Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche” (nachdem ich das deutsche Frauenbild der 1950-er in einem Heiratsbuch von damals „bewundern” durfte). Dabei fiel mir die folgende Passage ins Auge:

Henriette Davidis über den Nutzen eines Gasherdes, 1894, 32. Auflage

Für den Fall, dass der eine oder andere die Schrift nicht mehr lesen könnte:

Die ideale Heizung des Herdes, sowohl was zweckmäßige Regelung der Hitze als auch was Reinlichkeit und Bequemlichkeit anbetrifft, ist jedenfalls die Gasheizung. Doch muss ich gleich hinzufügen, dass das Gas immer noch der teuerste Heizstoff ist. Zwar wird seine Heizkraft weit vollständiger ausgenutzt als die der Kohle, dafür ist aber der Preis an sich naturgemäß ein höherer, selbst wenn es für Heizzwecke billiger geliefert wird wie als Leuchtgas. Vor allem aber wird der Gasherd teuer durch den Umstand, dass man seine Regelung nicht immer selbst überwachen kann und die Dienstboten bekanntlich fast ausnahmslos den Grundsatz haben, jede Flamme so hoch brennen zu lassen, als es irgend angeht. Dazu kommt, eben wegen der Ausnutzung der Heizkraft zu Kochzwecken, dass im Winter die Küche nicht genügend erwärmt wird, also eine besondere Heizung des Raumes vorgesehen werden muss.


Dieser letzter Umstand gilt auch für Petroleum-Kochmaschinen, bei welchen zudem Ruß- und Dunstfreiheit meist nur ein theoretischer Vorzug bleibt, wenn die Hausfrau nicht selbst für tägliche Reinigung sorgt und die Regelung der Flammenhöhe überwacht.

Ja, ja, diese Dienstboten. Hat sich immer noch nichts geändert.

Mina, heize den Ofen an. Aber nicht zu hoch, wir haben schließlich noch Sommer!

Ts, ts, ts …

Apropos Ehebuch der 1950-er: Ob Rockabilly-Girls sich mit dem Frauenbild der Ära identifizieren?

Eine der Frauen in meinem aktuellen Roman ist eine Rockabilly. Und so frage ich mich natürlich, wie sie tickt. Ist es nur die Frage der Kleidung (finde ich übrigens auch hübsch, zumindest teilweise, auf den Petticoat kann ich zum Beispiel gut und gerne verzichten) oder die der Lebenseinstellung?

Eigentlich ist das nur eine Nebenfigur. Doch irgendwie tendieren die Nebenfiguren, sich immer mehr in den Vordergrund zu drängen, ihre eigene Geschichte zu erzählen. Was ein Problem ist, denn ich finde all diese Geschichten so spannend. Was die Liste meiner künftiger Projekte immer weiter anwachsen lässt. Was wiederum alle anderen Projekte immer weiter nach hinten verschiebt.

Es ist schon ein Kreuz, wenn man zu viele Ideen hat. Wann soll ich sie alle nur erzählen?

Frohes Schaffen und Lesen,

Ihre Mira

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